Mut und Motivation bei der Umsetzung
Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen nehmen sowohl bei der Planung und Errichtung von Neubauten als auch beim Umgang mit ihrem Gebäudebestand eine Vorbildrolle ein. Welche Mehrwerte der Einsatz von BIM bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen mit sich bringt, macht das Gespräch mit Beteiligten der Wirtschaftsbetriebe Duisburg Geschäftsbereich Immobilien – zuständig für die fachbereichsübergreifende BIM-Integration – deutlich:
Um langfristig nachhaltig und ressourcenschonend planen, bauen und betreiben zu können, haben wir folgende drei übergeordnete Ziele definiert:
- Nachhaltiges Datenmanagement
- Nachhaltiges Prozessmanagement
- Nachhaltige Personalentwicklung
Diese Ziele bilden aus unserer Sicht die Grundlage zur Erreichung weiterer organisationsweiter Ziele der Nachhaltigkeit. Wir sind der festen Überzeugung, dass es nur mit dieser Grundlage möglich ist, ganzheitlich Klima- und Umweltschutzziele auf Bauprojektebene zu erreichen.
Zu diesen zählen unter anderen:
- Gesundes Planen, Bauen und Betreiben
- Schadstofffreiheit
- Reduzierung von CO2 und grauer Energie
- Nachhaltiges Gebäudemanagement (BIM2CAFM)
- Nachhaltige Gebäudedokumentation (3D-Bestandsaufnahme und 3D-Plattform)
- Verbesserung der ökologischen Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz
Wir sehen die Methode BIM als Chance, um ganzheitlich und über alle Lebenszyklusphasen hinweg Nachhaltigkeitsaspekte in bestehende Planungs-, Bau- und Betriebsprozesse organisationsweit zu integrieren.
Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg befinden sich in der Vorbereitung zur organisationsweiten Implementierung. Bisher ist die aktive Verwendung von Bauwerksinformationsmodellen zur Erreichung der priorisierten Ziele im Hinblick auf Kosten- und Terminsicherheit, einheitlicher Rollen- und Verantwortlichkeiten und einem nachhaltigen Datenmanagement in den fünf laufenden big/open BIM-Pilotprojekten umgesetzt worden. Im Zuge der bisherigen BIM-Implementierung innerhalb der Stadt Duisburg haben wir viel Erfahrung gesammelt und sind den drei übergeordneten Zielen einen großen Schritt nähergekommen.
Die Ergebnisse aus der Schulung BIMKommunal, an der drei unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Herbst 2021 teilgenommen haben, und die durchgeführten Qualifizierungsmaßnahmen gemäß buildingSMART, bilden die Grundlage für ein gemeinsames BIM-Verständnis. Die dabei identifizierten BIM-Ziele haben wir mit allen Fachbereichen in Workshops priorisiert und können so die Gesamtausrichtung darstellen. Zur Vorbereitung weiterer BIM-Projekte liegt nun der Schwerpunkt auf den Nachhaltigkeitszielen rund um den Klima- und Umweltschutz.
Mit der Entscheidung zur BIM-Implementierung bei den WBD Immobilien haben wir parallel stadtweit unterschiedliche Anwendungsfälle entwickelt und im Team erprobt. Für den gemeinsamen Kompetenzaufbau innerhalb der Stadtverwaltung und deren Projektpartner haben wir Schulungskonzepte entwickelt und konnten so die Weiterbildung vorantreiben. Mittlerweile haben wir 22 Kolleginnen und Kollegen fachdisziplinübergreifend im BIM-Basiswissen zertifizieren lassen; hinzu kommen 6 zertifizierte BIM-Autorinnen und -Autoren. Bis zum Ende des Jahres sind die Qualifizierungsmaßnahmen für die spezifischen Rollen BIM-Managerinnen und -Manager, BIM-Koordinatorinnen und -Koordinatoren sowie weitere 6 BIM-Autorinnen und -Autoren abgeschlossen.
Im Rahmen der ersten Pilotprojekte lag der Fokus zunächst auf der digitalen 3D-Bestandserfassung. Von den knapp 1.250 Gebäuden, die die WBD Immobilien betreuen, konnten wir mittlerweile 274 mittels Laser-Scan aufnehmen und haben bereits 128 davon als Bauwerksinformationsmodelle vorliegen. Im Ergebnis enthalten diese grundlegenden Informationen für das zukünftige CAFM, wie Mengen- und Massen, Reinigungsflächen oder relevante Informationen zur Vorbereitung von Umbau- oder Sanierungsmaßnahmen. Damit kommen wir unserem Ziel des nachhaltigen Datenmanagements einen großen Schritt näher. Darauf aufbauend haben wir entschieden in welchen Qualitäten die Modelle vorliegen sollen, um langfristig und ganzheitlich ein nachhaltiges Qualitätsmanagement gewährleisten zu können.
Weitere bisher in Pilotprojekten umgesetzte BIM-Anwendungsfälle sind zum Beispiel:
- Objekt- und Fachplanung
- Erzeugung von Plänen und Listen für Vorentwurf, Entwurf, Genehmigung und Ausführung zur Abstimmung und Freigabe
- Koordination und Integration der Planung
- Visualisierung der Objekt- und Fachplanung
- Terminplanung der Ausführung
- Mängel- und Abnahmemanagement
Ausgangspunkt für alle bisher umgesetzten Maßnahmen im Zuge der BIM-Implementierung war die Zukunftswerkstatt im Jahr 2019, welche durch den Oberbürgermeister sowie die Dezernentinnen und Dezernenten für Digitalisierung, Personal, Stadtentwicklung, Wirtschaft und die damalige Geschäftsleitung beauftragt wurde. Die Stabsstelle Digitalisierung der Stadt Duisburg nahm hier eine Schlüsselposition im Rahmen der Steuerung, Koordination und Vernetzung ein. Als gemeinsame Thementreiber von ämterübergreifenden Digitalisierungsprojekten werden stets Transparenz, Kosten- und Terminsicherheit in den Vordergrund gestellt. So konnten Entscheidungen und Maßnahmen schnell umgesetzt werden. Die Einbeziehung der Ämter für Innovationen und Zentrale Services und für Bodenordnung, Geoinformationen und Kataster und der städtischen IT-Tochter führten zur Verbesserung der Nutzung bestehender Ressourcen.
Herausfordernd sehen wir die Umstellung der digitalisierten Arbeitswelt auf verschiedenen Ebenen und Sicherstellung der Schnittstellen. Wichtig ist dabei insbesondere die Mitnahme aller Beteiligten und die Berücksichtigung sämtlicher Interessen und Bedürfnisse. Es gilt nun weiterhin alle Fachämter mitzunehmen und den ämterübergreifenden Austausch auszubauen. Sollen langfristig die Bauwerksinformationsmodelle ganzheitlich und im Sinne eines nachhaltigen Datenmanagements ämterübergreifend genutzt werden, ergeben sich so auch neue Herausforderungen im Bereich des Datenschutzes. Dazu ist es wichtig, insbesondere den Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger die Mehrwerte der Methode BIM zu vermitteln, um so eine frühzeitige Berücksichtigung entstehender Kosten zu gewährleisten. In Bezug auf unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denen einen Schlüsselrolle bei der erfolgreichen Umsetzung zukommt, haben wir festgestellt, dass wir eventuelle Übungsfehler zulassen und daraus lernen. Dieser Prozess sorgt für mehr Mut und Motivation bei der Umsetzung.
Zunächst wird die organisationsweite Implementierung zielstrebig umgesetzt. Dazu wird das BIM-Rollen- und Fortbildungskonzept finalisiert und ein fachübergreifendes BIM-Kompetenzteam aufgebaut. Ziel ist eine nachhaltige Personalförderung und zugehörige Kostentransparenz. Diese dienen der Schulung, Sicherstellung und Überprüfung vorhandener und notwendiger Personalressourcen. Auf Basis der bisher unternommenen Schritte und der grundlegenden Implementierung bei den WBD Immobilien werden wir projektspezifisch weitere BIM-Anwendungsfälle ausschreiben, um so die Nachhaltigkeit in der Stadt Duisburg gemeinsam voranzutreiben.
Zukünftig werden wir weiterhin im Austausch mit den anderen Kommunen bleiben und sowohl unser Wissen weitergeben als auch von Erkenntnissen anderer lernen. An dieser Stelle stellt der Wissenszirkel öffentliche Hand – Digitalisierung und BIM ein gewinnbringendes Netzwerk dar.