Auf einen Blick
- Kreis Viersen
- 41751 Viersen, Ransberg 41
- 2022
- Kreisarchiv
- Neubau
Projektvorstellung
Über den Kreis und das Gebäudemanagement Viersen
Das Gebäudemanagement des Kreises Viersen (GKV) beschäftigt insgesamt ca. 41 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – davon 17 in der Verwaltung, die weiteren sind Hausmeister, Handwerker und Servicekräfte – und betreibt 42 Gebäude, davon 27 angemietete Objekte. Die Abteilung Gebäudemanagement (technisches, kaufmännisches und infrastrukturelles Gebäudemanagement) ist mit der Projektentwicklung, dem Bau und dem Facility Management betraut.
Der Kreis Viersen liegt am linken Niederrhein in Nordrhein-Westfalen und grenzt an die Niederlande, an Krefeld, Mönchengladbach und Düsseldorf. Die nachfolgende Abbildung zeigt schematisch das Kreisgebiet und seine benachbarten Städte. Auch dargestellt sind die fünf Städte und vier Gemeinden, welche gemeinsam den Landkreis Viersen bilden. Im Landkreis Viersen leben auf einer Fläche von etwa 563 km2 circa 300.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Rund dreiviertel der Fläche des Landkreises sind Freiflächen und etwa Zweidrittel davon werden land- wirtschaftlich genutzt.
Der Kreis Viersen mit seiner Kreisverwaltung existiert in seiner jetzigen Form seit 1975. Die Kreisverwaltung hat ihren Sitz in der Stadt Viersen. Organisatorisch ist die Verwaltung in vier Dezernate unterteilt, denen die einzelnen Fachümter angegliedert sind. Die Dezernatsleitung ist jeweils dem Landrat unterstellt. Das Amt für Personal und Organisation, welches auch die Abteilung des Gebäudemanagements beinhaltet, ist direkt dem Landrat unterstellt.
Stufe Einführung
Der Kreis Viersen beabsichtigt zukünftig, Gebäude nach den Prinzipien der zirkulären Wertschöpfung zu errichten. Der konsequente Einsatz der BIM-Methode ist nötig, um die hierfür notwendige Dokumentation erstellen und pflegen zu können.
Die Entscheidung und Förderung zur Einführung und Umsetzung der Methode BIM erfolgte maßgeblich durch den Landrat des Kreises Viersen, Herrn Dr. Andreas Coenen. Hintergrund war der Neubau des Kreisarchives. Im Jahre 2017 wurde zu diesem Zweck ein Architekturwettbewerb durchgeführt. Im Vorfeld der Vorbereitung des Wettbewerbs besuchte Herr Dr. Coenen das neue Rathaus der Stadt Venlo und ließ sich durch einen Vortrag von Dr. Braungart (EPEA) zum Thema Cradle to Cradle inspirieren.
Herr Dr. Coenen fasste daraufhin den Entschluss, im Rahmen des anstehenden Neubau-Projektes eine ressourcenschonende Baumethode – angelehnt an die Konzeption des Venloer Rathauses – zu realisieren und auch in Zukunft, Nachhaltigkeitsziele für alle Maßnahmen an Gebäuden im kreiseigenen Bestand zu etablieren. Neben der Verantwortung gegenüber nachfolgen- den Generationen gebietet auch eine wirtschaftliche Haushaltsführung die Optimierung der Kosten über den gesamten Lebenszyklus.
Zur Einführung der BIM-Methode und zur Schaffung der organisatorischen Rahmenbedingungen innerhalb der Gebäudewirtschaft des Kreis Viersen wurde eine gesonderte Stelle geschaffen. Sie führt die Aufgaben des strategischen sowie operativen Informaionsmanagement innerhalb unserer Organisation durch. Zur Umsetzung des ersten BIM-Bauvorhabens und der zirkulären Wertschöpfung wurde eine ergänzende juristische und BIM-fachliche Beratung hinzugezogen. Es wurde ein Expertenteam für die fachliche Begleitung bei der Einführung der Methode beauftragt und für die Prüfung von Planungsinhalten des Pilotprojekts ein Modell-Checker erworben. Im weiteren Verlauf wurde eine neue Stelle in der Abteilung für die Aufgaben des Informations-, BIM- und Projektmanagements geschaffen. Hinzu kamen diverse Besuche einschlägiger Veranstaltungen und Inhouse-Schulungen.
Das Kreisarchiv Viersen ist das erste BIM-Projekt des Kreises und wurde 2022 fertigstellt. Zuvor war das Archiv noch in der Burg Kempen untergebracht. Das etwa 700 Jahre alte Gebäude wies hinsichtlich der Nutzung als Archiv einen großen Investitionsbedarf auf. Aufgrund des unzureichenden Platzangebots in der Burg wurden bisher 3 weitere Standorte unterhalten. Vor dem Hintergrund der finanziellen Förderung im Rahmen des Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes (KInvFöG) wurde 2016 der Beschluss gefasst, gemeinsam mit der Stadt Viersen ein zentrales Archiv zu errichten.
Der Stand der BIM-Einführung wird in Anlehnung an das Qualitätsmanagement nach DIN ISO 9000 fortlaufend dokumentiert. Daraus resultierend werden regelmäßig strategische Maßnahmen sowie Ziele für die Durchführung und Erweiterung der BIM-Methode abgeleitet und mit der Verwaltungsführung abgestimmt.
Stufe Projektvorbereitung
Das übergeordnete Ziel des Pilotprojekts „Kreisarchiv“ ist die praktische Umsetzung der zirkulären Wertschöpfung. Als Anwendungsfall wurde die Produktdatenpflege vorgesehen. Zusätzlich wurde die digitale Planungsbesprechung eingeführt und Qualitätsprüfungen auf Seiten der bzw. des AN eingefordert.
Die Zielsetzung hat sich in der Vorbereitung des nächsten Projektes nicht geändert. Im Wesentlichen wird das zentrale Ziel der praktischen Umsetzung einer zirkulären Wertschöpfung weiterverfolgt. Hinzukommen aber vertragliche Mindestforderungen für die Durchführung der Projektarbeit. Insbesondere soll die Modellqualität sichergestellt werden.
Der Kreis Viersen führt seine Projekte mit Einzelvergaben durch. Das Projektmanagement inklusive der Projektsteuerung und das BIM-Management verbleiben intern beim Kreis Viersen.
Nein, nicht bezüglich der BIM-Methode. Dies erschien aufgrund der kleinen Anzahl beteiligter Personen als nicht sinnvoll.
Ja, die zur Projektinitiierung notwendigen Dokumente wurden erarbeitet und fortlaufend weiterentwickelt. Mindestens 80 % der Inhalte sind für die Projekte im Gebäudemanagement des Kreis Viersen identisch. Diese 80 % stellen zunächst den Fokus dar. Ein zu starker Schwerpunkt auf Projektspezifika ist langfristig hinderlich. Sofern die Open-BIM Methode gefördert wird, wird auch der individuelle Aufwand zur Umsetzung in den einzelnen Projekten geringer. Denn offene Datenstandards und allgemein verfügbare Informationen verringern zukünftig den Aufwand zur Entwicklung von Sonderlösungen, die durch die Zusammensetzung verschiedener Beteiligter und deren Software in diesen Projekten erforderlich werden.
Bisher wurde eine Open-Source Austauschplattform, die durch das kommunale Rechenzentrum Niederrhein (KRZN) bereitgestellt wurde, verwendet. Der Kreis Viersen beteiligt sich beim KRZN daran, dass langfristig im kommunalen Umfeld auch offene Lösungen für die BIM-Kollaboration vorgehalten werden. Für die BIM-Kollaboration ist nun eine Open-Source Lösung verfügbar, welche auch ein File-Sharing, ein Anwender-Wiki sowie Funktionen für das agile Projektmanagement inkludiert.
Perspektivisch wäre auch ein Modellserver zur Archivierung und Anbindung an beliebige CAFM-Systeme wünschenswert, um nicht in die Abhängigkeit eines Softwareherstellers zu geraten und Informationsautonomie zu erreichen. Unsere Bauvorhaben und deren Informationen müssen über ihren Lebenszyklus von mehreren Jahrzehnten verfügbar bleiben. Der Lebenszyklus von Softwareprodukten ist bisher ungleich kürzer und die enthaltene Information konnten in der Vergangenheit nicht immer in die sich ändernde Softwareumgebung übertragen werden. Dies führt zu zusätzlichem Aufwand oder den Verlust von Informationen zu unseren Objekten.
Stufe Ausschreibung und Zuschlagserteilung
Einzelvergaben, fördern die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) – welche ca. 80 % der Unternehmen in der Baubranche ausmachen. In der Region sind zudem eher kleinere Unternehmen angesiedelt. Die Förderung von kleineren und ggf. regionalen Unternehmerinnen und Unternehmer wird auch durch das Vergaberecht forciert.
Es wurden im ersten Projekt keine BIM-spezifischen Eignungskriterien abgefragt. Dadurch soll einerseits der Bewerberkreis möglich breit gehalten, andererseits sollen keine Unternehmen ausgegrenzt werden. Hier ist anzuerkennen, dass sowohl die öffentliche Hand, wie auch die potenziellen Dienstleister zunächst Erfahrungen in der Anwendung der BIM-Methode sammeln müssen.
Die erste AIA zum Projekt „Kreisarchiv“ wurde im Rahmen der fachlichen Begleitung von einem externen BIM-Manager erstellt. Nachfolgend wurde diese durch das Gebäudemanagement detailliert ergänzt. In zukünftigen Projekten wird das Gebäudemanagement diese als Grundlage verwenden, sodass ein externes BIM-Management nicht mehr erforderlich ist.
Die Anforderungen wurden funktional beschrieben – unter Nennung des Informationsgrades, welcher der beschriebenen Anforderung im Allgemeinen entspricht. Grundsätzlich wird keine Notwendigkeit gesehen, in einem Werkvertrag neue Klassifikationen zu verankern. LOG entsprechen üblicherweise den Darstellungen von Maßstäben und LOI den üblichen Informationen, die die Beteiligten liefern müssen. Natürlich fehlt es noch an systematischer Beschreibung dieser Informationen für die informationstechnische Verarbeitung – was jedoch ein anderes Thema als die vertragliche Formulierung von Anforderungen darstellt. Sofern aber aus dem Betrieb heraus, Anforderungen über die übliche Dokumentationspflicht hinaus gefordert werden, ist der Sachverhalt etwas anders gelagert: Denn wenn Modelle es nicht zulassen, dass Betreiberinnen oder Betreiber Informationen pflegen oder ergänzen können, ist die Idee gefährdet, die Methode über den gesamten Lebenszyklus eines Objekts hinweg zu nutzen. Schließlich müssen die Betreiberinnen bzw. Betreiber mit den Modellen jederzeit arbeiten können.
Nein, eine Modellierungsrichtlinie wurde nicht vorgegeben.
Stufe Projektsetup und BIM-Kick-off
Nein, ein Pilotprojekt ist immer auch ein Test. Zunächst war es daher wichtig, die Ziele nicht zu hoch zu stecken, um die BIM-Einführung für alle Beteiligten beherrschbar zu machen. Denn sie sollten schnellstmöglich mit BIM produktiv arbeiten können.
Ja, z. B. gemeinsame Schulungen. Diese konnten auch als eine Art Testphase gesehen werden – wenngleich sie nicht konkret als solche benannt wurden. Es ist jedoch immer noch eine gewisse Distanz zwischen AG und AN (auch innerhalb der BIM-Methode) spürbar. Dies sollte sich zukünftig ändern, denn gerade innerhalb dieser Methode ist eine enge Zusammenarbeit und die Bereitschaft, Informationen miteinander zu teilen, essenziell.
Stufe Bauwerksinformationsmodellerzeugung, -kollaboration und –freigabe
Ja, der BAP wurde durch den AN zweimal überarbeitet und somit fortgeschrieben.
Innerhalb der Planung nach Erfordernis.
Ein förmlicher Prozess wurde bisher nicht eingeführt.
Nein es wurden keine projektspezifischen Statusberichte erstellt.
Stufe Projektabschluss
Dieser Prozess befindet sich weiterhin im Entwicklungsstadium. Dazu soll perspektivisch ein Modellserver basierend auf offenen Datenstandards verwendet werden. Dieser sollte natürlich sowohl in die Projektarbeit als auch in CAFM-Systeme einzubinden sein.
Das Erreichen der gesetzten Ziele erfordert noch einiges an Nacharbeit durch das Gebäudemanagement. Bedingt durch die späte Einbindung in das erste Projekt fehlte es bisher an der vertraglichen Grundlage hierfür.
Vor allem kleine Projekte eigenen sich aus unserer Sicht für die Erprobung neuer Methoden. Der Lernintervall ist wesentlich kleiner – gleiches gilt für die Risiken. Um fehlte es bisher an der vertraglichen Grundlage, ist es für kommunale Verwaltungen sinnvoll, wenn jene Abteilungen mit Ressourcen ausgestattet werden, die es zulassen auch Planungsleistungen in Eigenleistung zu erbringen. Gerade für die Einführung von BIM wären kleine Projekte, welche die Kommunen mit möglichst eigenem Personal abwickeln können, ein effektiver Weg. Die passenden Aufgaben und Personalressourcen stehen hierzu jedoch nicht immer zur Verfügung.
Letztlich gibt es nur selten ideale Rahmenbedingungen – dies sollte aber nicht davon abhalten, sich möglichst bald mit der BIM-Methode auseinanderzusetzen. Es geht darum, einen Anfang zu machen. Zum Beispiel kann auch die Bestandserfassung in Form von Gebäudemodellen ein gutes Ziel für den Einstieg darstellen. Für die meisten Kommunen wird es sich jedoch anbieten, gemeinsam mit Dienstleistern in die Methodik einzusteigen – sowie es auch der Kreis Viersen praktiziert hat.