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Vorderansicht der Feuerwache Kaiserswerth am Standort An Sankt Swidberg/Niederrheinstraße

Neubau der Feuerwache Kaiserswerth in Düsseldorf

Der Neubau der der Feuerwache im Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth war eines der ersten zukunftsweisenden Bauprojekte der Stadt unter Anwendung von BIM. Es gilt als Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben von Kommunen unter Einhaltung hoher Qualitätsstandards.

Gesundes Planen, Bauen und Betreiben
Nachhaltiger architektonischer und städtebaulicher Entwurf
Verbesserung Nachhaltigkeit
Verbesserte Kommunikation
Verbesserte Öffentlichkeitsarbeit
Durchführung und verbesserte Übersicht bzw. Transparenz der Nachweise von Nachhaltigkeitszertifizierungen

Auf einen Blick

  • Landeshauptstadt Düsseldorf
  • Stadtteil Kaiserswerth, Düsseldorf
  • Sommer 2025
  • Feuerwache
  • Neubau

Projektvorstellung

Die Kommunen in Nordrhein-Westfalen nehmen sowohl bei der Planung und Errichtung von Neubauten als auch beim Umgang mit ihrem Gebäudebestand eine Vorbildrolle ein. So war der Neubau der Feuerwache Kaiserswerth im Düsseldorfer Norden eines der richtungsweisenden Bauprojekte der Stadt unter Anwendung von BIM: innovativ, funktional und nachhaltig!
Bauwerksdokumentation
Flächen- und Raumbelegungsmanagement

Neuau der Feuerwache Kaiserswerth am Standort An Sankt Swidberg/Niederrheinstraße
Rückansicht Feuerwache Kaiserswerth
„Wer Nachhaltigkeit will, kommt um BIM nicht herum!“
Martin Görtzen, Leiter der Stabstelle Projekte im Gebäudemanagement

Erfahrungsbericht

Welche Mehrwerte der Einsatz von BIM bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen mit sich bringt, zeigt das Interview mit Mitarbeitenden des Amtes für Gebäudemanagement der Stadt Düsseldorf – zuständig für die fachbereichsübergreifende BIM-Implementierung im Projekt „Feuerwache Kaiserswerth“.

Wo sehen Sie die Vorteile der BIM-Methode zum Erreichen von Nachhaltigkeitszielen?

Im Jahr 2019 hat der Rat der Landeshauptstadt Düssel­dorf das ehrgeizige Ziel beschlossen, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden. Konzepte dazu sind bereits vorhanden, die konkrete Umsetzung ist dabei jedoch ein ständiger Lernprozess.

Durch die BIM-Methode ergeben sich für uns neue Möglichkeiten, die aufkom­menden Nachhaltigkeitsanforderungen umzusetzen. Aus Sicht einer Kommune sehen wir auf der einen Seite ganz klare Vorteile im Bereich der Überzeugungs- und Öffentlichkeitsarbeit, da sich hier durch die BIM-Metho­de neue Möglichkeiten ergeben, Politik und Bürgerinnen und Bürgern an den Projekten teilhaben zu lassen, Projekte zu visualisieren und Nachhaltigkeitsmaßnah­men besser darstellen zu können.

Auf der anderen Seite konnte durch das Anwenden der BIM-Methode beim hier beschriebenen Projekt Feuerwache Kaiserswerth bereits gezeigt werden, inwiefern wir beim Planen, Bau­en und Betrieben nachhaltige Entscheidungen treffen und umsetzen können. Mit Hilfe der BIM-Methode kön­nen wir Simulationen durchführen und Kennzahlen wie bspw. die CO2-Emissionen abbilden. Nur durch diese Vergleichbarkeit kann der Entwurf optimiert und die Entscheidungen visuell verständlich gemacht werden.

Wann wurde Ihnen klar, dass die Feuerwache Kaiserswerth zum Leuchtturmprojekt der Themen Nachhaltigkeit und BIM werden soll und wie kam es in den Verwaltungsebenen zu dem Beschluss, eine DGNB-Zertifizierung anzustreben?

Damit die Aspekte der Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil unseres Gebäudeportfolios werden, haben wir uns zunächst ganz allgemein und projektunabhängig zu Zertifizierungssystemen informiert. Dabei wurde schnell klar, dass wir nach DGNB zertifizieren wollen, weil die Kriterien am besten zu unseren internen Anforderungen passen.

So zeigt zum Beispiel die Umsetzung der soziokulturellen Aspekte bei unseren städtischen Gebäuden eine Wertschätzung gegenüber unseren Mitarbeitenden. Per Ratsbeschluss wurden Anfang 2021 fünf Pilotprojekte beschlossen, bei denen städtische Neubauten im DGNB-Standard und nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip geplant werden sollten. Im Zuge dessen wurden die Hauptaspekte der Zertifizierung auch für die Feuerwache Kaiserswerth geprüft. Nachdem bereits mit Hilfe der BIM-Modelle erste Simulationen zu Nachhaltigkeitskriterien – wie der Fassadenmaterialität, den CO2-Emissionen und auch der Zirkularität – durchgeführt werden konnten, ist eine DGNB-Platin- Zertifizierung mit der dazu notwendigen Budgeterhöhung festgelegt worden.

Es hat sich gezeigt, dass sich viele Aspekte erst im Laufe des Projekts ergeben. So haben wir das Projekt als Chance gesehen, einerseits in die Methode BIM einzusteigen und andererseits weitere Schritte in Richtung Nachhaltiges Planen, Bauen und Betreiben zu gehen.

Welche BIM-Ziele/-Anwendungsfälle werden bei diesem Projekt verfolgt und wurden in den AIA ausgeschrieben?

Da es sich bei der Feuerwache Kaiserswerth um eines unserer ersten Pilotprojekte mit der Methode BIM handelt, sind alle Entscheidungen Teil eines Lernprozesses, bei dem wir noch nicht nach Vorlagen handeln oder auf Erfahrung aus anderen Projekten zurückgreifen könnten. Daher haben wir die BIM-Anwendungsfälle im BIM-Abwicklungsplan definiert, da sie zum Zeitpunkt der AIA-Erstellung noch nicht vorlagen. In Summe wurden acht Anwendungsfälle beauftragt. Dazu zählen zum Beispiel die Bemessung und Nachweisführung und die Bauwerksdokumentation. Die Anwendungsfälle der Nachhaltigkeitsbewertung für die DGNB-Zertifizierung wurden nachbeauftragt. Dabei stand vor allem die Durchführung der Ökobilanz im Fokus.

Wurde eine Modellierungsrichtlinie durch die Kommune vorgegeben?

In den Anlagen des BIM-Abwicklungsplans sind projektspezifische Modellierungsvorgaben beigefügt, die zusammen mit dem extern beauftragten BIM-Management erarbeitet wurden. Darin enthalten sind sowohl allgemeine Vorgaben zu der Modellstruktur und den -inhalten, als auch Hinweise zum IFC-Export aus der Modellierungssoftware. Nur so können die beauftragten Anwendungsfälle auch umgesetzt werden. Am Aufbau einer stadtweiten Modellierungsrichtlinie arbeiten wir aktuell zusätzlich.

Welche konkreten Mehrwerte konnten Sie bei der Feuerwache Kaiserswerth mit Hilfe der BIM-Methode bereits umgesetzt werden?

Zunächst konnten bereits in der frühen Planungsphase zahlreiche Varianten der Fassade getestet werden und die Sonneneinstrahlung für eine optimale Ausrichtung der geplanten Photovoltaikanlage mit Batteriespeicher zur Eigenstromversorgung simuliert werden. Mit Hilfe von BIM konnte zudem eine detaillierte Betrachtung von Kohlenstoffdioxid-Vermeidungsstrategien über den gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden. So können rund 800 Tonnen Kohlenstoffdioxid im Vergleich zu einem herkömmlichen Neubau eingespart werden. Möglich macht dies der Einsatz von Kohlenstoffdioxid-optimiertem Beton und nachwachsender Naturrohstoffe, insbesondere bei der Ausführung des Tragwerks und der Wandkonstruktionen im Erd- und Obergeschoss. Außerdem wird für einen Großteil der verwendeten Bauteile beim späteren Rückbau eine Wiederverwendung angestrebt.

In Summe machen es die Maßnahmen möglich, dass wir bei diesem Gebäude voraussichtlich die DGNB- Platin-Zertifizierung erhalten werden. Nicht zuletzt konnten wir durch die modellgestützte Visualisierung die Entscheidungsfindungen in den politischen Gremien unterstützen.

Welche Erfahrungen nehmen Sie aus dem Projekt bisher mit und werden Sie die Methode BIM in Verbindung mit Nachhaltigkeitsaspekten in zukünftigen Projekten ebenfalls umsetzen?

Es hat sich gezeigt, dass wir mit dem Pilotprojekt viele Hemmnisse gegenüber den Themen BIM und Nachhaltigkeit aufheben konnten. Alle positiven als auch negativen Aspekte, die sich im Laufe der Bearbeitung gezeigt haben, nehmen wir nun als Erfahrungswerte mit in Folgeprojekte. Dabei sind wir sicher, dass wir uns auch weiterhin in einem ständigen Lernprozess befinden. So wollen wir uns beispielsweise beim nächsten BIM-Projekt in den frühen Leistungsphasen noch schneller Optimierungsmöglichkeiten von Nachhaltigkeitskriterien durch Plug-Ins in der Autoren-Software aufzeigen lassen, um frühzeitig im Zuge der Nachweisführung Entscheidungen treffen zu können.

Wo stockt es im Bereich des nachhaltigen Planen, Bauen und Betreibens aus Ihrer Sicht noch?

Dies kann sowohl interne als auch externe Faktoren betreffen. In Bezug auf die BIM- Implementierung befinden wir uns noch in der Phase des Aufbaus mit allen bauenden Ämtern. Daraus ergeben sich Herausforderungen mit Schnittstellenämtern wie etwa der Änderung von Prozessen oder der fachlichen Qualifizierung von Mitarbeitenden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten und die Umsetzung anhand der Methode BIM. Auf technischer Ebene stellen sich uns noch Fragen, auf die der Markt aus unserer Sicht aktuell noch keine konkreten Antworten hat. Zudem sehen wir in Bezug auf die Bauwerksdokumentation bzw. der Entwicklung einer ganzheitlichen und konsistenten Datenlage das Problem fehlender digital vorliegender Bauproduktinformationen.

Wenn Sie einer Kommune, die bei der BIM-Implementierung und Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen noch am Anfang steht, drei wesentliche Tipps mit auf den Weg geben könnten. Welche sind das?

Vorab müssen wir dazu erwähnen, dass wir als große Kommune mit einer guten Ausgangslage in die BIM-Implementierung starten konnten. So haben wir viele motivierte Mitarbeitende, mit entsprechenden BIM-Kompetenzen und konnten in diesem Bereich auch weitere Stellen ausschreiben. Dieser Aspekt und auch ein finanzieller Spielraum sind nicht selbstverständlich.

Als Empfehlung können wir mit auf den Weg geben, sich ein umfangreiches Netzwerk sowohl innerhalb des Amtes als auch ämterübergreifend aufzubauen. So haben wir beispielsweise einen monatlichen Jour fixe mit der Amtsleitung und können uns über die BIM-Lenkungsgruppe und die BIM-Arbeitskreise austauschen. Dies bringt auch Vorteile bei der Kommunikation mit Entscheidungsträgern. Besonders die Unterstützung durch die Verwaltungsspitze ist für uns unbedingt erforderlich. Dazu haben wir von Anfang an alle Beteiligten in dem Prozess mitgenommen und informiert, um die notwendige Akzeptanz herzustellen. Zudem haben wir gelernt, dass vor allem in der Startphase eines Projektes genug Zeit eingeplant werden sollte. Oft fehlt zu Beginn ein gemeinsames und einheitliches Verständnis aller Beteiligten, woraus ein Frustrationspotenzial resultieren kann. Plant man für den Anfang genügend Zeit ein, hilft das bei der späteren Kommunikation.

Zum Abschluss noch eine wichtige Erkenntnis, die wir durch das Projekt Feuerwache Kaiserswerth gewonnen haben: Wer Nachhaltigkeit will, kommt um BIM nicht herum!